Tag 4, 15.10. – In und um Auckland: Flipflops, Delphine und der leuchtende Sky Tower
Zum ersten mal Aufwachen in Neuseeland, und das vor Foodtown. Ausgeschlafen ziehen wir die Gardinen des Campervan auf. Das Wetter ist mittelprächtig aber nicht kalt und sehr, sehr wechselhaft. In kürzester Zeit erleben wir Sonne, Regen, Wind, dann wieder Wärme. Die meisten Kinder laufen barfuß, fast alle anderen in Flipflops, die Einkaufswagen sind riesig und zum Glück kann man in Neuseeland auch Sonntags einkaufen. Das tun wir nun ausgiebig: Avocados, frischen Tarakihi (Fisch), Brot, Sushi, Steinlager (sehr gutes neuseeländisches Bier), natürlich Kiwis und was man sonst so braucht. Wir frühstücken im Wagen und schmieden Pläne: Zuerst wollen wir heraus aus der Stadt und das Links fahren routinieren. Über den SH1 Richtung Norden zur Whangaparaoa Peninsula und uns dort nach der Fähre zur Vogelschutzinsel Tiritiri Matangi erkundigen.
Auf geht’s! Das Fahren ist noch etwas hektisch und gewöhnungsbedürftig, doch klappt es so ausgeruht schon viel besser als gestern. Es ist aber auch heftig, ist doch der Fahrersitz rechts und die Schaltung trotzdem in der Mitte. Zudem hat unser Wagen eine Länge von 6,60 m. Der SH1 führt über die Harbour Bridge von Auckland, von hier hat man eine Supersicht auf die Skyline und den Hafen, doch nicht viel Zeit dafür, Konzentration auf’s Fahren ist angesagt.
In Whangaparaoa am Hauraki Gulf finden wir einen Parkplatz direkt an der Stanmore Bay. Zum ersten Mal stehe ich am Pazifischen Ozean! Ein paar Menschen schauen aufs Meer. 5 Delphine wurden gerade gesichtet, da sind die Flossen. Wow. So schnell hatten wir damit nicht gerechnet und es ist wohl auch echtes Glück. Ich beneide den Surfer und den Paddler, an die die verspielten Tiere nah herankommen. Große gelbe Blüten im Sand, rot blühende Bäume säumen den Strand, fremde Vogelstimmen. Der Wind ist noch kalt. Der Parkplatz nicht optimal zum Bleiben, dahinter verbaut.
Wir fahren zum Gulf Harbour, was sich als gute Wahl erweist. Ein leerer Parkplatz mit WC, Waschmöglichkeit und Dump Station direkt am Meer, eine tolle Sicht auf Auckland und das Häuschen von 360 Discovery, die Tiritiri Matangi ansteuern – zwar bereits geschlossen, aber ganz in der Nähe. Weiter rechts: Im Halbdunkel der erste Eindruck von Regenwald, der üppig über die riesigen, glatten Felsblöcke am schmalen Strand wuchert, welcher wohl nur bei Ebbe vom Wasser freigegeben wird. Das alles begleitet vom Abendgesang noch unbekannter Vögel. Wir begreifen langsam, dass wir angekommen sind. Zum Abendessen der leckere Fisch mit Reis und geminzten Erbsen aus der Dose, dazu kühles Steinlager, dann ruft das Bett. Im Dunkeln der von Ferne leuchtende Sky Tower, auf dessen Sky Deck wir später noch stehen und staunen werden.
Tag 5, 16.10. – Ein zuverlässiger Fisch am Gott Island Beach und Einkaufen XXL in Whangarei
Eine Nordic Walkerin begrüßt den Morgen mit lautem Gesang, welch eine schöne Stimmung! Eine Nachfrage bei Kawau Kat Cruises ergibt, dass die Schiffe zur Vogelinsel nur von Mittwochs bis Sonntags gehen. Ich bekomme den Rat, vorher telefonisch zu buchen. Vielleicht machen wir das, wenn wir wieder Richtung Süden fahren und hier nochmal vorbeikommen. Nach dem Frühstück und einem Spaziergang – nun ist Ebbe und der Strand wieder begehbar – folgen wir weiter dem SH1 nach Norden Richtung Leigh. Unser Ziel ist der Goat Island Beach.
An der Goat Island entstand 1975 das erste Marinereservat des Landes, das sich mit einer Größe von 547 Hektar vom Cape Rodney bis zum Okakari Point erstreckt. Am Parkplatz werden wir von bettelnden Enten, Spatzen und Möwen begrüßt. Und vom Regen, den wir einfach ignorieren und der unten am Strand wieder nachlässt. Leider leuchtet ohne Sonne das Wasser nicht so blautürkis, wie ich es erhofft hatte, trotzdem ist der dunkelsandige Strand herrlich. Hier liegen riesige Baumstämme und es gibt Unmengen sehr kleiner Muscheln, die aussehen wie blankpolierte Knöpfe mit einer Spirale darauf und die ich danach an keinem anderen Strand mehr gesehen habe.
Wir gehen rechts über die Felsen und hoffen dort dem Snapper zu begegnen, denn im Lonely Planet steht:
“Walk to the right over the rocks and you usually see the snapper (the big fish with blue dots and fins), blue mamao and stripy parore swimming around.”
Wir halten Ausschau, sehen nichts als Wasser. Die Ausgabe ist ja auch schon älter – wer weiss, was der Snapper inzwischen treibt. Doch plötzlich taucht die ganze beschriebene Fischbande auf und hofft auf Futter. Da man weder Vögel noch Fische füttern sollte, haben wir nichts dabei und werfen hinterhältig etwas Laub ins Wasser. Die Fische schnellen sofort zur Oberfläche. Es macht Spaß, dieses wirklich bunte Treiben zu beobachten. Zudem haben wir folgende Vögel gesichtet: die Red billed Gull, die uns von nun an an jedem Hafen und Strand begegnen wird, den Variable Oystercatcher, den Tui und mehrere Pied Shags, in den Pohutukawa-Bäumen nistend und ihre Jungen fütternd. Ein wunderschöner Ausflug. Paradiesisch ist es hier bestimmt im Sommer, wenn das Wasser warm ist und die Pohutukawas blühen.
Wir verabschieden uns und fahren den teils unbefestigten und mit unserem Monsterwagen bei Nässe bergauf schwierig zu fahrenden Weg über Pakiri und die Whangaripo Valley Rd. zurück zum Highway und weiter nach Whangarei. Wir fahren durch den Busch mit Tree Ferns (Farnbäume), Mangroven und Riesenfarnen, dann wieder vorbei an Weidelandschaften, grün und hügelig, mit Schafen und Kühen. Beide Landschaften sind absolut typisch für Neuseeland. In der i-Site von Whangarei besorgen wir uns Bücher zur Vogel- und Baumbestimmung. Auch bekommt man in den i-sites auf Anfrage immer einen handlichen, kostenlosen Stadtplan, der für den Überblick völlig ausreichend ist. Es ist inzwischen 5.00 am und die i-site schließt gleich, trotzdem wird uns noch sehr freundlich ein Campingplatz empfohlen und der Weg dorthin auf dem Plan eingezeichnet. So fahren wir zum – wie der Name schon sagt – sehr zentral gelegenen Whangarei Central Holiday Park an der Tarewa Rd., wo wir herzlich begrüßt werden und eine powered site auf dem motorhome court beziehen. Wir gehen in Stadt und suchen einen Foodtown-Supermarkt, müssen aber vorlieb nehmen mit PAK’n SAVE, einem Riesendiscounter. Die Regale gehen bis unter die Decke (die halt sehr hoch ist) und die Preisschilder sind so groß wie Plakate.
Auf dem Campingplatz die erste Dusche seit 5 Tagen, heiss und herrlich und ausgiebig. Doch wir schlafen schlecht, der Regen prasselt laut auf das Wagendach. Seit wir in Neuseeland sind ist es bewölkt und regnet immer wieder, ein bisschen Frust kommt auf …
Tag 6, 17.10. – Geselligkeit und Hilfsbereitschaft in Whangarei
Nach dem Frühstück noch ein kurzer Schauer, dann endlich – endlich! – kommt die Sonne zum Vorschein. Und bleibt! Zum Frühstück gibt es Acocados und Tomaten. Ein Pukeko stakst um den Campervan.
Es lässt sich nun nicht länger vermeiden, zum ersten Mal Gebrauch von der Dump Station zu machen, um unser waste water zu entsorgen und den Toilettentank zu leeren. Das Problem ist: Wir sehen zwar, wo die Dump Station ist und schleichen herum, um herauszufinden wie es funktioniert, sind jedoch recht unsicher, da wir ja bei der Wagenübergabe nicht mehr viel mitbekommen haben und dies unser erster Urlaub mit dem Campervan ist. Weil wir nichts falsch machen wollen, fragen wir den Campingplatzbetreiber, ob er uns das kurz erklären kann, was uns ziemlich unangenehm ist. Gar kein Problem, wir sollen den Bus vorfahren, er kommt sofort, obwohl er sich auch nicht so recht auskennt. Mit dazu gesellt sich dann die ziemlich alte und sehr fröhliche Lady vom Wohnwagen nebenan. Sie ist vor 43 Jahren von England nach Neuseeland gekommen, hat auf dem Campingplatz einen Dauerplatz, kennt sich bestens aus und hilft uns gerne. Plötzlich ist die Situation nicht mehr peinlich, weil es für die Leute hier einfach ganz normal ist, zu helfen. Und sich dabei nett zu unterhalten. Viel mehr Kommunikation als bei uns. Einkaufstipps bekommen wir auch: frisch gebackenes Brot gäbe es im Hot Bread Shop, 74 Maunu Rd und gutes Gemüse im Veg Out, 28 Maunu Rd. Wie freundlich und hilfsbereit hier alle sind!
Den Tag verbringen wir gemütlich in Whangarei. Auch unterwegs wird man hier immer wieder gefragt, wo man herkommt, wie lange man schon da ist, ob es einem gefällt, sogar beim Einkauf im Outdoorshop. Am Town Basin sieht Whangarei recht hübsch aus. Hier gibt es eine kleine Promenade und einen Minihafen am Fluss, wo sich auch das Reva’s befindet. Ralph bestellt eine Pizza, ich lasse mich überraschen von Shrimps and Clam Fritters: Clams sind Venusmuscheln, die Fritters eine Art Reibeplätzchen aus ebendiesen Zutaten. Das Reva’s hat eine sehr nette Atmosphäre und spielt schöne Musik, hach – wir sitzen draussen, der Himmel strahlt blau. Wieder ein Gespräch mit der Kellnerin. Die WM ist auch ein Thema, Soccer hier aber nicht so der Sport. Die Kiwis stehen auf Rugby.
Wir treiben uns noch etwas herum, kaufen ein und entspannen den restlichen Tag und eine weitere Nacht auf dem Campingplatz.