Tag 25, 05.11. – Treibholz und Lamb Shanks in Otaki
Heute heisst es Abschied nehmen vom schönen Tongariro National Park, in dem es mit mehr Zeit noch so viel zu entdecken und erwandern gäbe. Ich tröste mich damit, dass ich schon beschlossen habe, dass dies nicht mein letzter Aufenthalt in Neuseeland sein wird. Abschied nehmen müssen wir auch allmählich von der Nordinsel, wir sind nun auf dem Weg Richtung Wellington, von wo aus wir mit der Fähre über die Cook Strait zur Südinsel übersetzen werden. Doch heute werden wir irgendwo auf dem Weg noch eine Nacht verbringen.
Ohne festes Ziel fahren wir erstmal los, über den SH1 kommen wir nach Taihape mit den sanften grünen Hügeln und sandfarbenen steilen, hohen Abhängen (Krater?), auch hier wären wir gern länger geblieben, aber wir wollen heute ein paar Kilometer abreissen. Die Landschaft ist modelleisenbahnählich, gesprenkelt mit unzähligen Schafen und Kühen.
Wir landen wieder an der West Coast, auf dem Campingplatz Byron’s Resort in Otaki. Der Campground ist gemütlich, die Facilities ok. Nach der Ankunft – es ist schon Abend – machen wir einen Strandspaziergang. Dort liegt viel Treibholz und ein riesiger Baum direkt am Wasser. Und wie so oft ist kein Mensch am Strand ausser uns. Wir fotografieren.
Wir haben Lust auf ein richtig deftiges Essen auswärts, meist haben wir ja brav selbst gekocht und das Steak gestern in der Discovery Lodge hatte uns nicht so überzeugt. So nehmen wir heute einen zweiten Anlauf und gehen in das dem Campingplatz angeschlossene Restaurant Scuttlebutt – Ale House at Byron’s. Es ist gemütlich. Ein paar Männer sitzen an der Bar und trinken ein Bier, andere Gäste speisen.
Wir entscheiden uns für die Lamb Shank on kumara mash und schwelgen vom ersten Bissen an. Wie köstlich das ist. Die Portion ist üppig, die Sauce ist super, dazu wird frisches Gemüse und Kartoffelgratin serviert. Das Fleisch fällt fast von allein vom Knochen. Der Preis von 24 $ bzw. 13,50 € ist mehr als fair.
Nach dem Essen gehen wir im Dunkeln nochmal Richtung Strand. In der Siedlung hört man Parties, hier und da erleuchtet ein kleines Feuerwerk den Himmel. Heute ist Guy Fawkes Day, eine Tradition, die aus England übernommen wurde. Mit Feuerwerk und Lagerfeuern wird der Beginn des Sommers begrüßt. Ob wir morgen weiterfahren oder noch eine Nacht bleiben, wollen wir vom Wetter abhängig machen. Man könnte von hier aus noch im Tararua Forest Park wandern gehen. Doch es regnet fast die ganze Nacht, wobei das Klima mild und warm ist. Ich kann nicht schlafen. Als ich endlich einnicke, geht das Handy. Ralphs Bruder ruft uns aus Deutschland an und «wollte nur sagen, dass zu Hause alles in Ordnung ist!» Schlaftrunken antworte ich «Super, Andreas, hier ist es gerade 3 Uhr nachts.» Wir freuen uns trotzdem, mit ihm zu sprechen. Doch wie weit weg zu Hause auf einmal ist, nicht nur räumlich gesehen …
Tag 26, 26.11. – Wellington oder unser letzter Tag auf der Nordinsel
Wir haben uns entschieden, unsere Reise Richtung Süden fortzusetzen und erreichen gegen 1.00 pm Neuseelands Hauptstadt Wellington. Von hier aus wollen wir mit Bluebridge zur Südinsel übersetzen, da die Fähre laut unseren Informationen günstiger ist als Interislander. Im Regen erkunden wir zuerst den Bluebridge-Fährhafen, der vom SH1 aus gut ausgeschildert ist. Erst den Schildern Picton Ferry, dann Bluebridge folgen. Wir haben nicht vorgebucht, da wir uns noch nicht in der Hauptsaison befinden und es uns auf einen Tag nicht ankommt.
Die Bluebridge-Fähre legt nachts um 3.00 und mittags um 1.00 Uhr ab. Wir haben Glück und für den nächsten Tag ist etwas frei, denn wir möchten natürlich etwas von der Cook Strait sehen und tagsüber übersetzen. Mit 288 $ sind wir dabei: 190 $ für das Fahrzeug, dessen Preis nach Länge berechnet (wir haben 6,60m) wird + 49 $ pro Person.
Nun wollen wir möglichst in der Nähe einen Parkplatz finden, auf dem wir übernachten können. Das stellt sich als völlig problemlos heraus. Entlang der Queens Wharf – hier befindet sich auch der Fährhafen – gibt es mehrere Parkplätze mit Parkschein (Display Parking). Wir finden Platz auf dem Cable Street Carpark, vom Fährhafen aus direkt hinter dem Te Papa Museum. Man zahlt 10 $ pro Tag, für 20 $ können wir hier also stehenbleiben, bis morgen unsere Fähre geht und uns nun von hier aus zu Fuß die Stadt ansehen.
Obwohl das Wetter dürftig ist, steht uns der Sinn nicht nach Museum. Wir treiben uns auf der Cuba Mall herum, von hier aus entdecken wir die Seitenstraße Left Bank, in der junge Designer ihre Mode anbieten. An der Cuba Mall Höhe Left Bank befindet sich ein ziemlich großer Irish Pub. Wir bestellen Wedges, Garlic Bread und natürlich Bier, wärmen uns auf. Auch hier gibt es eine Leinwand, auf der Rugby übertragen wird. Mitten im Spiel beginnt ein Musiker, seine Boxen vor der Leinwand aufzubauen. Die All Blacks werden ausgeblendet und es gibt nun Live Musik, was ja eigentlich sehr schön ist aber in diesem Zusammenhang ganz offensichtlich nicht allen so gut passt.
Später schlafen wir in unserem Bett am Hafen trotz heller Laternen und vorbeifahrender Autos sofort ein.