Tag 10, 21.10. – Im Houhora Heaven
Von morgens 9.00 an versucht die gute Campingplatzfee jemanden bei Britz zu erreichen. Wir wollen erreichen, dass der Wagen schnellstmöglich umgetauscht wird, zur Entschädigung für den Ärger gegen ein besseres Modell. Nach einem Warteschleifen-Marathon bekommt sie die Zusage, um 9.45 zurückgerufen zu werden, was bis 10.30 nicht passiert. Das nagelt sie die ganze Zeit in der Rezeption fest, sie lässt die andere Arbeit liegen, macht Scherze mit mir. Dann geben wir vorerst auf, man wird uns schon irgendwie erreichen oder sie will es später nochmal versuchen. Wir wissen garnicht, wie wir das wieder gut machen sollen, doch davon will sie nichts wissen. Sie will kein Geld für das Telefonieren und auch keinen Wein als Dankeschön annehmen: „Who knows what it’s good for, maybe someday I’ll see a mermaid.“
Wir würden gern frischen Fisch essen, doch seltener als angenommen gibt es irgendwo welchen zu kaufen. Hier angeln alle selbst. Nun sitzen wir hier ja auch fest und ich spreche einen der Fischer an, die uns gegenüber eine Cabin und ein Boot auf dem Platz haben, ob ich vom heutigen Fang etwas abkaufen kann. Nein, kaufen kann ich nichts, Pete möchte uns den Fisch schenken. Wir unterhalten uns, seine Cabin ist fest angemietet, er ist eigentlich aus Auckland und immer froh wenn er „da raus ist und hier fischen gehen kann“. In Hamburg hat er 1964 mal gearbeitet. Über den Ärger mit unserem Wagen sind wir uns einig: „Such a bloody nuisance.“
Die gute Ladie hat inzwischen etwas für uns erreicht: Heute abend ab 8.00 soll jemand das Fahrzeug hier auswechseln. Es ist ja schon mittags und die Fahrt von Auckland daure 6 h.
Wir hängen den Tag schön faul ab auf dem Campingplatz. Pete hat uns einen Riesenfisch geschenkt, einen Kahawai, schon fertig filettiert. Den soll ich vor dem Braten in Mehl wälzen, das gibt er mir gleich dazu, und wenn ich mag kann ich seine Pfannen und seinen Gasherd benutzen und bei ihm fernsehen. Der Tipp mit dem Mehl ist Gold wert, der Fisch wird super. So knusprig und so viel! Der Campingplatz ist so weitläufig, dass man dort spazieren gehen kann – das machen wir und sehen uns auch den herrlichen Garten des Subritzki Homestead (1862) an. Hier ziehen zierliche Papageien ihre Kreise zwischen riesigen, alten Palmen. Den ganzen Tag hat ein Vogelkonzert begleitet.
Später kommt unsere Retterin noch mal auf ihrem Rasenmäher vorbeigerauscht, um uns zu sagen, dass noch ein Anruf kam: Britz haben es heute nicht mehr geschafft, morgen früh gegen 7.00 soll dann der Wagen gegen einen besseren ausgetauscht werden. Sie freut sich mit uns, dass es mit dem besseren Wagen klappt. Wir bedanken uns nochmal bei ihr und sind gerührt über die Freundlichkeit, die uns hier begegnet. Packen, gehen früh ins Bett und sind gespannt auf den neuen Wagen.
Tag 11, 22.10. – Ein geplatzter Reifen auf dem Weg in die Wüste und nicht ganz 90 Miles Beach
Heute heisst es früh aufstehen und Wagen umräumen im Regen. Der neue Wagen ist genau das gleiche Modell von Maui, auch nicht besser ausgestattet, wir fühlen uns verarscht. Eddie, der uns den Wagen gebracht hat und ja auch nichts dafür kann sagt uns, dass es aber ein neueres Modell sei, auch wenn man das nicht sieht. Wir tragen es mit Fassung, man kann nichts daran ändern, ohne sich aufzureiben. Das wollen wir nicht, schließlich haben wir Urlaub.
Pete kommt vorbei und schenkt mir zum Abschied noch einen Fisch, diesmal ist es ein Trevally und ich sage ihm, egal wo wir den heute abend essen, wir werden an ihn denken. Er gibt uns seine Auckland-Adresse und sagt, wenn ihr wieder nach Neuseeland kommt, ihr habt jetzt Freunde hier und drückt mich.
Dann machen wir uns auf den Weg in den hohen Norden. Unser Ziel sind die Giant Sand Dunes in Te Paki, wir folgen wieder dem SH1. Immerhin fährt der Wagen leiser und besser als der erste sagen wir noch, da platzt nach 50 km ein Hinterreifen. Auf einem befestigten Highway. Es lag nichts auf der Straße. Wir bekommen jetzt echt Hass auf diesen Britz & Maui-Verein. Wir können an den Rand rollen, müssen hinter einer Kurve halten – kein Handyempfang. Ich gehe ein Stück bergauf, um die Kurve, es tut sich nichts. Ich winke, als ein Jeep vorbei fährt, der daraufhin sofort hält. Nein, hier gibt es keinen Handyempfang, wir sollen jemanden anhalten, der in die andere Richtung fährt, der wird dann Hilfe rufen. Als der Fahrer sieht, dass uns nur ein Reifen geplatzt ist, krempelt er die Ärmel hoch, legt sich unter den Wagen und macht sich dreckig, hilft uns bis wir allein klarkommen, und ist dann ganz schnell wieder weg. In Neuseeland gibt es noch wahre Helden! Den Reifen müssen wir leider liegenlassen, der ist so zerfetzt, dass wir ihn nicht mehr unter dem Bus befestigen können. Drinnen wollen wir ihn nicht, alles stinkt nach heissem Gummi und wir wissen nicht, wie lang wir unterwegs sind, bis wir das Ding loswerden. Unseren Urlaub wollen wir jetzt nicht mehr nach dem Wagen ausrichten, mit Maui werden wir später telefonieren.
Wir wollen jetzt was sehen. Erst wird der Highway zur Gravel Road – wir hoffen, dass ab jetzt alle Reifen halten, da wir ja keinen Ersatzreifen mehr haben – bei Te Paki geht es auf die Te Paki Stream Rd, die Giant Sand Dunes sind ausgeschildert. Der Parkplatz liegt direkt am Te Paki Stream, hier kann man sich auch Sandboards leihen. Unbeschreiblich, wie riesig diese Dünen sind … wir erklettern die erste, die sehr steil ist. Die Menschen gehen in einer Reihe hintereinander hoch und wirken dabei wie Ameisen. Ein paar kommen auf ihren Sandboards heruntergerauscht. Oben angekommen, staunen wir noch mehr. Diese Weite! Sand und Verwehungen überall, eine Düne folgt der anderen. An der ersten Düne ist viel Trubel, oben sind wir dann allein. Die Sonne knallt, das Wüstenfeeling ist perfekt. Ausgelassen rennen und springen wir durch den Sand, rennen die große Düne wieder herunter, das macht Spaß! Bis zum Cape Reinga wollen wir nicht mehr, fahren wieder zurück.
In der Höhe unseres Campingplatzes Houhora Heads biegen wir Richtung Hukatere ab und fahren auf einer Gravelroad durch ein längeres Waldstück zum Ninety Mile Beach, der sich von Kaitaia bis Cape Reinga erstreckt und tatsächlich keine 90, sondern 63 miles lang ist, was 90 km entspricht. Der 90 Mile Beach ist Teil des Highwaynetzes, hier fahren also Autos und sogar Reisebusse entlang. Hin und wieder bleiben auch Fahrzeuge liegen. 1932 wurde der Strand als Startbahn für die ersten Air Mail Flüge zwischen Australien und Neuseeland genutzt. Mietwagen dürfen hier leider nicht fahren, wir parken vor dem Strand. Zum ersten Mal sind wir nun an der rauhen West Coast, der Tasman Sea: Licht, Weite, Gischt. Das Meer ist wild, ein grauer, sich aufbäumender Streifen weit hinten. Wir stehen einfach da. Einige Pick Ups fahren vorbei, jemand winkt. Wieder eine neue Welt.
Zurück im Wagen bemerken wir, dass wir wieder ein Netz haben und ich kann Eddie erreichen. Ich sage ihm wegen des Reifens Bescheid und dass wir sauer sind. Er will einen Maui-Mitarbeiter in Auckland informieren, morgen früh soll ich dort anrufen. Eigentlich hatten wir uns unseren Urlaub ohne morgendliche Termine vorgestellt …
Zum Übernachten zieht es uns wieder zum schönen Coopers Beach. Hier braten wir den Fisch, den wir heute morgen von Pete bekommen haben.