Auckland – Waitomo

Tag 16, 27.10. – Im Taxi zum Sky Tower

Auf nach Auckland! Inzwischen trauen wir uns die Stadt auch im Linksverkehr zu, wollen mehr von ihr sehen und uns um den Ersatzreifen und eine Entschädigung für den Ärger mit dem Wagen kümmern. Guter Dinge kommen wir bei Britz / Maui an, um dann 5 Stunden dort unsere Zeit zu vergeuden. Wir werden hingehalten und mürbe gemacht – mit dem Ergebnis, dass 7 Tage und 2 Campingplatzübernachtungen zurückerstattet werden, was noch nicht mal der von uns bezahlten Leihwagensumme entspricht. Es gibt 544 NZ$ auf die Hand, die Mängel am Wagen werden behoben und die Kosten für den alten, geplatzten Reifen großzügig „erlassen“. Wir hatten mehr Entgegenkommen erwartet. Doch irgendwann, nach 5 Stunden, sagt man nur noch zu allem Ja und Amen, will weg, mag nicht mehr diskutieren. Ich vermute, sie sind meist erfolgreich mit ihrer Hinhalte-Taktik und bauen darauf. Wieviel lieber hätte ich die hier verlorene Zeit am Karekare Beach verbracht.

Endlich dem Büro-Muff entkommen, fahren wir auf einen Campingplatz südlich der Harbour Bridge: Fernz Lodge, nicht ganz leicht zu finden. Hier wird gerade umgebaut, es gibt keine Duschen oder Toiletten, aber immerhin eine Dump Station und wir sind ja zum Glück self contained. Die Begrüßung ist wie immer superfreundlich. Wir möchten in Auckland keinen Parkplatz suchen und gönnen uns ein Taxi, mit dem wir in die City fahren und direkt vor dem Sky Tower austeigen. Das macht Spaß und ist das erste Highlight des Tages 🙂

Wie wir das in fremden Städten gerne tun, lassen wir uns erst mal plan- und ziellos treiben. Wie von selbst landen wir auf der Queen Street, erkunden von hier aus ein paar Seitengassen. Doch es ist mittlerweile Abend, inzwischen 19.00 Uhr und die meisten Geschäfte schließen. Trotzdem ist die Stadt lebendig und bunt, 1000 Eindrücke fliegen vorüber. Straßenmusikanten trommeln laut einen modernen, schnellen Rhythmus. Eine Menschentraube sammelt sich dort, feiert, Passanten ziehen beschwingt vorüber. Wir trinken ein Mac’s Gold in einem Irish Pub und gehen dann essen im Pompino, welches sich in Hafennähe befindet. Heute lassen wir es uns richtig gut gehen. Als Vorspeise bestellen wir Green lipped mussels in Chilisauce, dann zarte Lamb coins, mmmh.

Im Dunkeln fahren wir auf den Sky Tower, der heute lila leuchtet. Der Fahrstuhl ist schnell, braucht bis zum Observation Deck auf 186 m nur 40 Sekunden und macht Druck auf den Ohren. Oben angekommen, sehen wir Auckland unter uns leuchten. Ich stelle mich auf den Glasboden und habe ein komisches Gefühl dabei. Vom höchsten Briefkasten der südlichen Hemisphere schicken wir unsere Postkarten auf die andere Seite der Welt. Dann fahren wir weiter zum kleineren Sky Deck auf 220 m, höher geht es nicht. Wir sind die letzten Besucher an diesem Abend, haben den Moment für uns. Außer uns ist keiner mehr da – gleich werden die Decks geschlossen.

Tag 17, 28.10. – Zur rechten Zeit im Otorohanga Kiwi House

Entlang dem SH1 / dann 3 steuern wir zuerst Hamilton an, verwerfen jedoch das Vorhaben, hier Station zu machen, da uns die 130.000 Einwohner-Stadt im Vorbeifahren nicht sonderlich anspricht. Also fahren wir weiter nach Otorohanga, einer typischen Kiwi-Kleinstadt. Der Highway bildet gleichzeitig die Hauptstraße des Ortes, an der sich die Geschäfte und Cafes reihen. Kiwiana überall – von Māori-Schnitzereien über Buzzy Bee bis zu einem Laden mit All Blacks-Artikeln. Im angestaubten, gemütlichen Antiquitätenlädchen Gold ’n‘ Kiwi stöbern wir ausgiebig zwischen Salzstreuern, Schmuck, Barbies und Möbeln.

Anschließend besuchen wir das Kiwi House Otorohanga mit Native Bird Park – und haben richtig Glück. Eine freundliche Lady teilt uns mit, dass der Large Spotted Kiwi gerade wach ist und geht mit uns in den abgedunkelten Raum, wo wir den Vogel hinter einer Glasscheibe ganz nah sehen können, während sie uns erzählt: Dieser Kiwi ist eine Sie und schläft 20 Stunden am Tag, versteckt in seiner Erdhöhle. Eigentlich sind Kiwis scheu, doch wenn es gilt, das Revier verteidigen, können sie recht rabiat werden. Sie witzelt, dass der Kiwi die gleiche Figur hätte wie die meisten Frauen in Neuseeland. Trotzdem: Der flugunfähige, nachtaktive Vogel ist ein schneller Läufer, der mit seinem langen, dünnen Schnabel Nahrung tief im Boden aufspürt. Kiwis können nicht gut sehen, verfügen dafür aber um ein umso ausgeprägteres Gehör und einen besonders starken Geruchssinn. Wir sind fasziniert und beobachten. Der Kiwi ist groß, hat kräftige Beine und eine sehr eigene Art, sich zu bewegen. Die Frau ist gleichzeitig die Pflegerin des Kiwis und wir merken, dass sie sehr an ihm hängt. Sie freut sich über unsere Begeisterung und unser Interesse und wir dürfen noch allein beim Kiwi bleiben, sollen die Tür einfach zuziehen, wenn wir gehen. Später nehmen wir wahr, dass keiner mehr hineindarf, sie schließt die Tür, sagt der Kiwi schläft, nimmt ihn in Schutz vor zu vielen Besuchern. Dafür gibt es nebenan um 4.00 pm eine Fütterung von zwei kleineren Brown Kiwis, die denn auch recht laut (was unerwünscht ist, da Kiwis geräuschempfindlich sind) und gut besucht ist. Wir sehen uns noch den hübschen Rundgang und das Vogelhaus mit den Papageien an, dann fahren wir weiter ins nur 16 km entfernten Waitomo.

Wir entscheiden uns für einen Campingplatz nahe der Waitomo Caves. Als wir ankommen, ist es noch recht leer. Kurz darauf, am späten Nachmittag, reihen sich die Motorhomes von Britz, Maui etc. aneinander. Die Facilities sind sauber und modern, es gibt einen kleinen Hot Pool und Trampolins. Freundlich werden wir am Empfang gefragt, ob wir morgen das Black Water Rafting buchen wollen. Die Toten Hosen hätten das hier auch gemacht – stolz wird das Foto an der Pinwand präsentiert. Witzig. Wir wollen uns das überlegen und erst mal den Flyer ansehen. Es ist halt sehr nass und viel teurer. Wir entscheiden uns für die normale Bootstour in der Glowworm Cave, denn dort sollen die meisten Glühwürmchen sein und genau die wollen wir sehen. Abends gehen wir in die Waitomo Caves Tavern (jetzt Tomo Bar & Eatery) fast gegenüber. Der Pub hat 11 beers on tap und einen 2 x 2 m großen Screen, auf dem live Rugby Matches übertragen werden. Und nochmal haben wir heute Glück: Es läuft gerade das Top-Spiel All Blacks gegen England. Die weiträumige Bar ist gefüllt mit Einwohnern und Touristen, die Stimmung gut. Es gibt einen Billiardtisch und eine kostenlose Jukebox. Wir fühlen uns wohl und verbringen den Abend gut gelaunt bei Steinlager, Rugby und alten Hits.

Tag 18, 29.10. – Dauerregen und Glühwürmchen

Herrje. Von morgens bis nachmittags sitzen wir auf dem Campingplatz im Wagen. Es regnet in Strömen, es gießt, es schüttet, es hört nicht auf. Eigentlich wollten wir sofort morgens in die Waitomo Glowworm Cave und dann den Waitomo Wanderweg gehen, doch an Wandern ist nicht zu denken. Am Nachmittag dann gehen wir zur ganz nahegelegenen Glowworm Cave. Die Tour mit Guide führt zuerst durch eine Tropfsteinhöhle, die Cathedral Cave, die wir nicht sooo spektakulär finden. Dann steigen wir in das Boot, um in die Glowworm Cave zu fahren.

Die Glühwürmchen leuchten wie eine Himmelskuppel, wie ein kleines Universum, wenn man unter ihnen herfährt.

Wieder am Tageslicht, ist der Zauber vorbei. Es hört heute nicht mehr auf zu regnen. Vielleicht hätten wir uns doch für das Black Water Rafting entscheiden sollen, nasser als draußen kann man kaum werden. Wir gehen noch einen Kaffee trinken, heiß duschen und das war’s für heute.