Wai-O-Tapu Wonderland & Taupo

Tag 21, 01.11. – Verena im Wai-O-Tapu Wonderland und Camperglück in Taupo

Heute morgen fahren wir nicht wie geplant früh los, sondern wollen unbedingt nochmal in den schönen Hot Pool. Ein Mädchen aus Waikite Valley spricht mich an, sie hat eine Dauerkarte und ist oft und gern hier. Sonst könne man hier als Jugendlicher auch nicht viel machen.

Das Wai-O-Tapu Thermal Wonderland ist laut Lonely Planet das vermutlich interessanteste der Thermalgebiete. Ralph hat die Nase voll vom Schwefelgeruch und möchte lieber auf mich warten, was für mich auch ok ist. Auf den Besuch beim Lady Knox Geysir, der täglich pünktlich um 10.15 am mit Hilfe von Waschpulver künstlich zur Eruption gebracht wird, lege ich auch keinen Wert – habe ich doch schon den Pohutu Geysir bewundert, der das von ganz allein schafft 😉 Auch stinkige, blubberige Mudpools habe ich nun genug gesehen. Beide Features liegen ausserhalb des eigentlichen Parks und ich lasse sie links liegen. Mich zieht es zu den in der Sonne in allen möglichen und unmöglichen Farben leuchtenden Pools und Terrassen.

Die bunte Farbpalette entsteht durch die im vulkanischen Gestein enthaltenen Sulfide und Oxide, die am Seegrund reflektiert das Wasser bunt erscheinen lassen: Grün – Arsensulfide, Gelb – Schwefel, Orange – Antimonsulfide, Purpur – Mangan, Weiß – Siliziumoxid, Schwarz – Kohlestoff, Rotbraun – Eisenoxid.

Ich wähle den “längsten” der 3 Walks, der als Loop mit 3 km und 75 min. veranschlagt ist und lasse mir länger Zeit. Zu meiner Erleichterung ist der Trubel nicht so groß wie erwartet. Zwar sind einige Reisegruppen unterwegs, doch wenn man sich die Zeit nimmt, besteht immer eine Möglichkeit, sich allein oder fast allein an einem Ort aufzuhalten und den aussergewöhnlichen Anblick in Ruhe zu genießen. Über karge Felsen geht es vorbei an Höhlen und Erdspalten, aus denen es höllisch raucht und gurgelt. Einer der Krater heisst dann auch Devil’s Home. Orange und rosa leuchtet es am heiss dampfenden Champagne Pool. Dann wieder führt der Weg durch einen satten Pinienwald und hin zu durch die Reflexion der Sulfide neongrünen Seen. Im grünen Wasser der Frying Pan Flat sucht tatsächlich ein Vogel nach Nahrung. Was er da wohl findet? Fische jedenfalls gibt es hier nicht.

Auf dem Rückweg liegt der Champagne Pool völlig verlassen da, ausser mir kein Mensch. Nun kann ich das Sprudeln der Bläschen, die unermüdlich der Wasseroberfläche entgegenstreben, deutlich hören. Wirklich, wie ein See voller Champagner. Unvergesslich.

Ralph wartet ziemlich ermattet auf dem Parkplatz, es ist heiss heute. Wir machen uns auf den Weg nach Taupo. Zum Glück verpassen wir den Campingplatz, denn ein Stück weiter treffen wir es besser und stehen mit unserem Campervan kostenfrei auf einem Parkplatz direkt vor dem riesigen Lake Taupo mit Blick auf das gegenüberliegende Tongariro-Vulkanmassiv. Alles sieht blau aus. Das Wasser, das Gebirge, der Himmel. Tongariro. Das nächste große Ziel. Neben uns steht ein Eukalyptusbaum und duftet. Keine Wünsche mehr offen.

Wir gehen Einkaufen bei PAK’n SAVE und sind angenehm überrascht. Im Gegensatz zur Filiale in Whangarei sieht der Fisch hier frisch aus, es gibt leckere Brötchen und eine gute Auswahl and knackigem Obst und Gemüse. Dann treiben wir uns herum. Bei Hell essen wir die erste leckere Pizza in Neuseeland. Pizza Mordor mit Chicken und BBQ-Sauce ist der Hammer.

Im Pub ’n‘ Grub sehen wir die Sonne bei Tongariro untergehen und freuen uns bei 2 Pints Mac’s Gold, dass wir es so gut getroffen haben. Ein betrunkener, redseliger Cowboy kommt an unseren Tisch, um uns zu erklären, dass der Dressur-Reiter, der gerade im Sportkanal sein Bestes gibt, keine Ahnung habe. Dann will er uns sein Takeaway-Essen schenken, auf das seine Frau zuhause wartet und bekleckert dabei Tisch und Gläser mit Sauce. Uns macht das nichts aus, der Mann meint es gut und ist und nett. Der Kellner gibt uns einfach ein neues Bier aus und keiner rümpft die Nase. Hach, wie ist es schön in Taupo!

Tag 22, 02.11. – Chillen in Taupo

Wir verbringen den sonnigen Tag in Taupo, fühlen uns wohl hier. Vormittags geht Ralph ins Internet Cafe, während ich im Visitor Center die Wettervorhersage und weitere Informationen für das geplante Tongariro Crossing einhole. Für Samstag und Sonntag sieht es zur Zeit sehr gut aus. Dann laufe ich entlang der Tongariro Rd und der Spa Rd zum Bungee Jumping am Waikato River und sehe mir 2 Sprünge an. Überlege kurz, ob ich es auch wagen soll. Nein, ich traue mich nicht. Es ist wirklich tief.

Zurück gehe ich entlang des intensiv blauen Waikato River, der Neuseelands längster Fluss ist und im Lake Taupo, Neuseelands größten See, mündet. Sein felsiges Flussbett verengt sich 3 km weiter nördlich von einer anfänglichen Breite von 100 Metern auf einen nur 15 m breiten Canyon. Hier stürzen die berühmten Huka Falls, die wir am Nachmittag besuchen, mit Macht 11 m in die Tiefe. An der Klippe ist das Wasser hell, eisblau, laut und gewaltig.

In einem Sushi Shop an der Tongariro Rd kaufen wir Prawn Sushi und essen im duftenden Park. Als zweiten Gang gibt es wieder eine Pizza bei Hell und 2 Pints im Pub ’n‘ Grub an der Roberts Street. Wir spielen eine Partie Pool und übernachten wieder auf unserem schönen Parkplatz am See, wo es nach Eukalyptus duftet und sich Tuis, Spatzenbanden, Enten und Möwen herumtreiben.

Morgen brechen wir auf nach Tongariro. Vor dem Einschlafen bin ich schon aufgeregt und freue ich mich auf die Wanderung über den Vulkankrater.